Espadrilles – Der leichte Sommerschuh
In vielen fröhlichen Farben sieht man sie jeden Sommer immer wieder an den Füßen der Frauen, aber auch Männer: Die Espadrilles. Leicht und luftig sind sie der perfekte Sommerschuh, der nie aus der Mode kommt. Dachten wir, dass er nach dem Hype in den 80er Jahren in der Versenkung verschwinden wird, haben wir uns grundlegend getäuscht. Immer wieder widmen sich Schuhdesigner und -hersteller dem spanischen Klassiker und geben ihm neue Formen, Farben und Muster. Und immer wieder kaufen wir spätestens im Urlaub in Südeuropa wieder ein Paar Espadrilles. Wo der Schuh herkommt, wie er hergestellt wird und was man tun kann, wenn die Sonnen-Schuhe Regen abbekommen haben, wollten wir einmal genauer wissen.
Was sind Espadrilles?
Espadrilles sind leichte Schuhe aus Baumwollstoff oder Leinen mit einer Sohle aus Hanf oder Flachs. Die Sohle wird unten noch mit einem Gummi versehen, um die Haltbarkeit zu verbessern. Die Sohlen nutzen sich durch die Naturmaterialien leicht ab und die Schuhe erleben meist keinen zweiten Sommer mehr. Da es sie aber in jedem Jahr wieder in den tollsten Varianten gibt und sie gar nicht so teuer sind, ist das nicht weiter schlimm. Espadrilles oder auch Espandrillos, wie sie oft umgangssprachlich auch genannt werden, haben keinen Verschluss. Die Schuhe sind perfekt, um barfuß hineinzuschlüpfen, denn sie sind atmungsaktiv und luftdurchlässig. Die klassischen, oft einfach Jutelatschen genannten Schuhe erfuhren und erfahren in den Jahren immer wieder Anpassungen und modische Ergänzungen. So gibt es die Espas nicht nur als Flats, sondern auch mit Plateau- oder Keilabsatz.
Kleine Geschichte des leichten Sommerschuhs
Espadrilles sind wegen ihres natürlichen Charmes und des unverwechselbaren Sommergefühls sehr beliebt. Immer wieder kommen sie in Mode und die spanischen Hersteller spüren deutlich, wenn im Rest Europas im Frühjahr die Sonne wieder herauskommt. Die Espadrilles blicken auf eine lange Geschichte zurück. Schon vor 4000 Jahren müssen sie von Menschen getragen worden sein, denn bei Ausgrabungsarbeiten in einer Höhle in Murcielagos fanden die Archäologen typische Espadrilles. Sie können diese Schuhe im archäologischen Museum in Granada gern einmal besichtigen.
Sprachliche Herkunft
Der Name der Schuhe entstammt dem Wort Esparto, einem Steppengras, welches ursprünglich zur Herstellung der Sohle verwendet wurde. Schon lange vor dem Schuh knüpften die baskischen Bauern aus diesem Gras ihre Seile. Bauern aus Spanien und Frankreich flochten die Seile zu Sohlen und nähten Schuhe, die sie auf den Feldern trugen. Im englischsprachigen Raum wird Espadrilles als Oberbegriff für Leinen- oder Hanfschuhe verwendet, mit denen man die mediterran und südamerikanisch geprägten Macharten meint. In Spanien heißen Leinenschuhe mit Flachs- oder Grassohlen allgemein Alpargatas. Mittlerweile ist aber auch der im Rest Europas gebräuchliche Begriff Espadrilles bekannt. Sogar bei der falschen Bezeichnung Espandrillos wissen die Südeuropäer, was gemeint ist.
Der Weg nach ganz Europa
Ihren Siegeszug über ganz Europa traten die Espadrilles aus dem Süden Europas an. Sie sind sehr in der katalanischen Kultur verwurzelt. In Katalanien werden sie überwiegend als Espardenyes bezeichnet. In einem valencianischen Volkslied mit dem Namen „Morgenständchen“ ist dem Schuh sogar eine ganze Strophe gewidmet und zeugt von der großen Bedeutung dieser Schuhe.
Mutter, am Ufer des Flusses
habe ich meine Espardenyes stehen gelassen.
Mutter, sag dies nicht dem Vater!
Denn ich gehe zurück, sie zu holen.
Seit dem 13. Jahrhundert erlebte der Alpargata seinen ersten Aufschwung. Die Schuhe wurden nun auch von Infanteristen der spanischen Königsarmee von Aragon, aber auch von nahezu allen Fischern, Bauern und sogar Priestern getragen. Immer mehr Manufakturen entstanden, um der enormen Nachfrage gerecht zu werden. Erst im späten 19. Jahrhundert wurde die Produktion industrialisiert. Bis dahin fertigten Arbeiter die Espadrilles in reiner Handarbeit. Die Wiege des massenhaften Verkaufs lag in der Stadt Mauleón. Dort wurden unzählige Schuhe per Hand gefertigt und an die Soldaten und Priester verkauft.
Das 20. Jahrhundert
In den 1950er Jahren waren die Espadrilles das Highlight in der Modebranche. Stars wie Grace Kelly und Sophie Loren trugen sie und machten sie gesellschaftsfähig. Salvador Dali oder Pablo Picasso trugen die leichten Schlupfschuhe quasi ihr ganzes Leben lang. Der Modedesigner Yves Saint Laurent nahm Anfang der 60er Jahre die klassischen Flats und versah sie mit einem modischen Plateau-Absatz. Auch heute sind die Espadrilles mit Plateau wie der Phillip Hardy Damen-Espadrilles in bunt noch sehr beliebt und zieren die Füße der Frauen im Sommer.
Erinnern Sie sich noch an Don Johnson in Miami Vice im weißen Anzug mit Espadrilles an den Füßen? In den 80er Jahren waren die Sommerschuhe lange Zeit absolut in, waren an praktisch jedem Fuß zu sehen und gehörten zum guten Stil dazu. Nach diesem Hype verschwanden sie bis zum Jahr 2013 hierzulande in den hintersten Ecken der Schuhschränke. Man trug sie eigentlich nur noch im Urlaub in den südeuropäischen Ländern. Nun erleben sie seit Jahren ein gewaltiges Comeback und bezaubern mit tollen Farben und Mustern und in unterschiedlichsten Abwandlungen.
Wie werden Espadrilles hergestellt?
Viele Anbieter von Espadrilles beziehen die leichten Canvas-Schuhe direkt aus Spanien. Neben der industriellen Fertigung werden noch sehr viele Alpargata in Handarbeit hergestellt. Luís Castaňer und sein Cousin begannen 1927 mit der industriellen Produktion der Schuhe und brachten sie auf die Straße. Noch heute werden am Firmensitz in Banyoles in Katalanien mehr als 350.000 Paar Espadrilles gefertigt. Doch eine Hightech-Produktionsanlage finden Sie hier nicht. Die Arbeiter stellen die Schuhe noch immer an den Maschinen aus den zwanziger Jahren her.
Auf der ersten Werkbank dreht sich ein Teller, auf dem die Hanfseile und Juteschnüre zu einer länglichen Schnecke gedreht werden. In der nächsten Maschine wird diese Schnecke zu einer Sohle in der gewünschten Größe zusammengepresst und mit einer dünnen Gummischicht verklebt. In der industriellen Produktion wird die Gummischicht durch Vulkanisieren bewerkstelligt. Diese Sohlen werden dann, je nach Mode und Kundenwunsch in Alicante mit Baumwoll- und Leinenstoffen zum fertigen Schuh vernäht. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Bommeln, Schnüre und Bänder, ein hoher Schaft oder ein niedriger, alles ist erlaubt.
Was tun, wenn die Espadrilles nass geworden sind?
Espadrilles sind ausgesprochene Schuhe für trockene Sommer. Nässe können sie überhaupt nicht vertragen. Sie saugen sich unheimlich schnell voll und die Sohle weicht auf. Wenn Sie die Schuhe trotzdem retten wollen, müssen Sie schnell reagieren. Stopfen Sie die Schuhe am besten schnell mit einem kleinen Handtuch oder ähnlichem aus. Es ist wichtig, dass das Material gut und viel aufsaugen kann. Hängen Sie ihre Espadrilles mit der Schuhspitze nach unten auf einer Leine auf. Versuchen Sie, auch wenn die Schuhe schnell trocknen sollen, sie nicht direkt in die Sonne zu hängen. Sie können dann schnell brüchig werden. Sind die Schuhe schmutzig geworden, hilft nur das Abbürsten oder ein leicht feuchter Schwamm. Ein Geheimtipp: feilen Sie Schmutz an der Sohle mit einer Nagelfeile etwas ab. Feuchten Sie die Feile dafür vorher leicht an. Doch passen Sie auf, dass Sie nicht zu viel Material abtragen, dann sieht es auch schnell wieder unschön aus. Hilft alles nichts, dann schauen Sie einfach wieder bei uns im GISY Schuh-Shop vorbei und suchen sich ein neues Paar aus.
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